UNESCO Projektschule

Groupe Scolaire St Aloys in Rwamagana, Ruanda, vom 10.01.2023 – 12.01.2023
Kleiner Erlebnisbericht von einem privatem Besuch der LES-Partnerschule - von Gabi Elbert

Ende Dezember/Anfang Januar 2022/2023 war ich auf einer Reise in Uganda.

Ich war eingeladen zur Hochzeit von Mercy, einer jungen Frau, die in Neuwied bei EIRENE einen Freiwilligendienst geleistet und die während dieser Zeit und wegen Corona dann auch noch lange bei mir gewohnt hat.

Schon während der Planung der Reise kam mir Gedanke, dass ich ja vielleicht auch einen Abstecher in das benachbarte Ruanda unternehmen könnte. Dort, in der Stadt Rwamgana, ist die Partnerschule der LES, die Groupe Scolaire St Aloys. Ich hatte Anfang der 2000er auf Vorschlag von Herrn Tapper, dem damaligen Schulleiter der LES, diese Schulpartnerschaft wieder neu aufgenommen, nachdem sie wegen des Genocids lange unterbrochen war. Ich war jahrelang für diese Partnerschaft aktiv und kannte auch den Schulleiter, Frère Camille Rudasingwa von seinem Besuch an der LES 2016 persönlich. Aber die Schule selbst hatte ich nie gesehen. Es hat mich also gereizt, Frère Camille wiederzusehen und mit eigenen Augen zu sehen, wie es dort so aussieht. Da ich jedoch keine Vorstellung hatte, was mich genau in Uganda erwarten würde, hab ich erst mal nichts unternommen.

Während meines Aufenthaltes stellte sich dann heraus, dass ich zwischen der traditionellen und kirchlichen Hochzeit ein paar Tage Zeit haben würde und ich dachte jetzt oder nie. Eine solche Gelegenheit kommt nicht wieder. Ich habe Frère Camille eine whatsapp-Nachricht geschickt und angefragt, ob er denn Zeit hätte und ob das möglich sei usw. Zwei Stunden später kam die positive Antwort. Er sei überrascht, aber sehr erfreut, und ich solle nicht zögern und kommen, er würde mich am Flughafen in Kigali abholen. Nach ein paar organisatorischen Erledigungen und ein paar weiteren whatsapps hin und her, saß ich eine Woche später im Flieger nach Kigali.

Dort wurde ich von Frère Camille herzlich empfangen. Er war dem Auto und einem Fahrer zum Flughafen gekommen und während der gut einstündigen Fahrt nach Rwamagana war die beiderseitige Nervosität schnell verflogen. Wir konnten nahtlos anknüpfen an seinen Besuch in Neuwied. Er erkundigte sich nach der Schule und nach den KollegInnen, die er damals kennengelernt hatte, Er fragte nach meinen Familienmitgliedern, denen er begegnet war und gab Erklärungen zur der Landschaft und den Ortschaften entlang der Strecke.
Nach meinen Eindrücken in Uganda schien es mir als sei in Ruanda vieles anders: die Strassen waren asphaltiert und keine Sandpisten, die Autos in besserem Zustand, man hielt sich an Verkehrsregeln und es gab sogar moderne Blitzer.
Die Häuser waren neuer, die Gärten gepflegter, die Geschäfte moderner, die Felder strukturiert. Alles wirkte ordentlicher, sauberer, organisierter. Das mag eine selektive Wahrnehmung gewesen sein, hängt aber sicher auch mit der Regierung und Verwaltung zusammen, die in Ruanda besser funktioniert. So sind z.B Plastiktüten verboten , es gibt keinen Müll auf den Straßen usw.

In Rwamagana angekommen, gab es noch eine kleine Stadtrundfahrt.
Auffällig waren, wie in Uganda auch, ein ganzer Straßenzug mit vielen verschiedenen Schulen hintereinander, kilometerweit. Kein Wunder bei einer Bevölkerung in der die Hälfte unter 19 Jahre ist.
Dann ging es zu meiner Unterkunft, die Camille für mich reserviert hatte. Es war ein schönes Hotel, nicht weit von der Schule. Dort haben wir gemeinsam gegessen und uns für den nächsten Tag zum Schulbesuch verabredet.

Camille holte mich vormittags ab und wir fuhren zur Schule. Schon von der Straße aus war ich überrascht, wie riesig das Gelände war. Es gab zwei Einfahrten. Durch das Haupttor gelangten wir in einen mit Blumenrabatten sehr schön angelegten Eingangsbereich. Er hat eine ovale Form, rechts und links sind Klassenräume, auf der einen Seite ein Mahnmal zum Gedenken an den Genozid. Am Ende ist ein Verwaltungsbereich mit Sekretariat und Schulleiterbüro. Dort gibt es eine Sitzgruppe, einen mit Akten beladenen Schreibtisch (erinnerte mich an den von Herrn Plag :) und dahinter eine beeindruckende Schrankwand mit unzähligen Pokalen. Sie spiegeln die sportliche Leidenschaft von Frère Camille, der mit seiner Schule an vielen Turnieren teilnimmt und sich landesweit im Sport engagiert. Die Vorstellung und Begrüßung der beiden Damen in Sekretariat war sehr herzlich. Es ist modern ausgestattet und insgesamt war die Atmosphäre very busy. Immer wieder kamen SchülerInnen mit ihren Anliegen und wie schon bei den Autofahrten klingelte häufig das Telefon. Frère Camille ist ganz sicher ein gut vernetzter Mann, dessen Meinung und Entscheidung gefragt sind. Umso höher ist es ihm anzurechnen, dass er sich für mich so viel Zeit genommen hat. Er führte mich in verschiedene Klassenräume und ich konnte auch kurze Gespräche mit den SchülerInnen führen. Wie an der LES gibt es Klassenräume mit Tafel und andere mit Leinwand, Beamer und Laptops .

Das Mobiliar mag veraltet erscheinen, manche Klassen etwas groß, was aber nichts über die Qualität des Unterrichts aussagt. Auf Bildung wird in Ruanda viel Wert gelegt und die Groupe Scolaire St Aloys genießt einen sehr guten Ruf. Es ist eine secundary school mit ca 1000 SchülerInnen und der Abschluss berechtigt zum Studium an der Universität. Als ehemalige Sozialkundelehrerin interessierte mich sofort der Tafelanschrieb zur Globalisierung und ich fand es toll, dass dort dieselben Stichworte auftauchten, die auch bei mir früher standen. :)

Was gab es noch zu sehen?
Zunächst eine Bibliothek mit Klassensätzen von Büchern für verschiedene Fächer und Klassenstufen. Dann zwei große Sportfelder, etwas in die Jahre gekommen, eines davon asphaltiert, für Basketball und Volleyball und eines mit großer Rasenfläche für Fußball, das gerade auch für Leichtathletik umgestaltet wird. Es gibt Gebäude mit Laboratorien für den naturwissenschaftlichen Unterricht und eines für nursery, Bereiche mit Gärten und Landwirtschaft zur Selbstversorgung (es ist eine Internatsschule) und eine neue große Mehrzweckhalle für ca. 1000 Personen. Dort gibt es Spielfelder für Indoorsport, aber da finden auch Schul- und Gemeindeversammlungen statt. Als ich da war, gab es gerade eine große Lehrer-Fortbildungsveranstaltung.
Den Weg zur Küche und den Schlafräumen haben wir nicht mehr geschafft, sondern es ging zurück ins Büro, wo es im Auftrag von Kurt Gebel, den ich inzwischen kontaktiert hatte, noch ein Gespräch über die Schulpartnerschaft gab und der Wunsch nach der Finanzierung von weiteren Beamern besprochen wurde. Dies war dann auch der einzige halboffizielle Teil, denn schließlich war es ein privater Besuch.
Direkt neben der Schule liegen Räume des Konvents/der katholischen Ordensgemeinschaft zu der Frère Camille gehört. Dort wurde ich im Empfangsraum mit Rotwein und Erdnüssen bewirtet und dann zum Hotel zurückgefahren.

Am späten Nachmittag wurde ich zu einem Ausflug an einen See abgeholt, Unterwegs sah man, wie überall während meiner Reise, Kinder, die morgens und abends Wasser von einem Brunnen oder vom See holen müssen.
Das war immer ein sehr bewegender Anblick, weil fließendes Wasser für uns so selbstverständlich ist und wir uns selten Gedanken machen, wie kostbar dieses Gut eigentlich ist.
In einem sehr schön gelegenen Lokal konnten wir bei einem Glas Wein/Tee und guten Gesprächen die Landschaft und die Abendstimmung geniessen, bevor es zurück zum Hotel zu einem gemeinsamen Abendessen ging.


Der nächste Tag war schon mein Abreisetag. Wieder wurde ich mit dem Auto abgeholt und zum Flughafen gebracht. Vorher gab es jedoch eine mehrstündige Stadtrundfahrt durch nahezu alle Bezirke von Kigali. Es ging durch das alte Zentrum und moderne Geschäftszentren, durch ärmere Stadtteile und die Siedlungen der Superreichen, durch das lebhafte muslimische Quartier Nyamirambo und durch Regierungs- und Botschaftsviertel, mit vielen Hinweisen und Erläuterungen durch Frère Camille.
Zuletzt gab es wieder ein gemeinsames Essen und dann ging auch schon bald mein Flieger zurück nach Entebbe.

Abschließend möchte ich sagen:
Ich bin froh, diesen Abstecher nach Rwamagana gemacht zu haben und bin Frère Camille sehr dankbar für seine große Gastfreundschaft. Das war nicht selbstverständlich.
Insgesamt war ich auf meiner Reise immer wieder mit der Schönheit der Landschaft und der Herzlichkeit der Menschen, aber auch mit den Schwierigkeiten und Widersprüchen der Länder konfrontiert und hatte viele Fragen.
So ging es mir auch mit der Partnerschule. Auf der einen Seite gehört sie sicher, nicht zuletzt aufgrund der Trägerschaft durch die Kath Kirche, zu den besser gestellten Schulen vor Ort. Auf der anderen Seite hat sie aber auch enormen Investitionsbedarf, um das Niveau zu halten und zukunftsfähig zu bleiben.
Ich denke daher, sie ist durchaus auf Unterstützung angewiesen und hat das auch verdient.


Vielen Dank an Frère Camille!


1 Klassenraum
3 eingangsbereich

Ansprechpartner

K. Gebel

Lehrer

E-Mail: k.gebel@les-neuwied.de